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Donnerstag, 21. April 2011

Wie gastfreundlich ist Russland?


In Deutschland erzählt man sich gern Geschichten von der legendären russischen Gastfreundschaft.
Als ich diese Geschichten meinen russischen Freunden erzählte, reagierten sie eher skeptisch und glaubten nicht, dass man als Reisender einfach in einem russischen Dorf an eine Haustür klopfen und sich selbst einladen konnte. Ich beschloss, die Probe aufs Exempel machen.

Das erste Mal hatte letzten Sommer am Baikalsee auf der Insel Olchon diese Gelegenheit, als die Jugendherberge ausgebucht war und sonst nur noch teure Pensionszimmer verfügbar waren. Ich freundete mit dem Mädel aus der Touristeninfo an, die dann auf meine Bitte und für eine Tafel Schokolade an die umliegenden Höfe klopfte und fragte, ob sie mich und meinen Bekannten für zwei Nächte bei sich aufnehmen würden. Schon am dritten Hof waren wir erfolgreich, aber das lag wohl daran, dass er gerade zu einer kleinen Herberge umgebaut wurde, denn echte Einheimische gab es wohl im Hauptdorf Churschir nicht mehr. Dennoch, die Preise für Übernachtungen lagen im unteren Bereich.

Den zweiten Versuch startete ich im Winter in einer weniger touristischen Gegend: Das Städtchen Kungur in der Perm-Region, bekannt für seine Eishöhle.
Mit dem Auto fuhren mein Begleiter und ich die 350 Kilometer über russische Landstraßen, die vom strengen Winter arg mitgenommen waren, sodass wir über 8 Stunden brauchten. Als wir ankamen, war es aber noch mindestens eine halbe Stunde hell.
Foto mit Baba Tasja
Statt an Türen zu klingeln, wollten wir uns ein Großmütterchen auf der Straße suchen - der erste Gedanke war eine Kirche, aber dann kamen wir an einem Supermarkt vorbei, vor dem sich alte Leute aufhielten. Ich gab meinem Begleiter den Text vor, den er zu sagen hatte: Er sollte uns mit Namen vorstellen, sagen, dass wir Reisende aus Izhevsk waren und noch ein Plätzchen für die Nacht suchten, für das wir natürlich auch bezahlen würden. Die erste Großmutter wies und ab, die zweite schlug uns das Hotel des Städtchens vor, aber schon die dritte nahm uns mit in ihre Neubauwohnung.
Sie ließ sich Baba Tasja nennen und setzte sofort Tee für uns auf. Sie lud alles, was sie im Kühlschrank fand, auf den kleinen Küchentisch und ließ nicht locker bis wir von allem etwas gegessen hatten. Den Rest verfütterte sie an ihre Katze. Wir teilten natürlich auch unsere Vorräte mit ihr, und sie hatte nichts dagegen, dass wir beide einen abendlichen Spaziergang durch die Stadt unternahmen. Als wir wiederkamen, richtete sie uns das große, ausklappbare Schlafsofa als Bett her und wir sahen noch ein Stündchen zusammen fern, während sie das Geschehen der Spielshow laut kommentierte.
Am nächsten Morgen wollte sie uns gern noch bei sich behalten, aber es war Sonntag und wir mussten zurück nach Izhevsk, so gab sie uns ihre Adresse und Telefonnummer und nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns lange und mit vielen Dankesworten. Und mein Begleiter rief Baba Tasja tatsächlich dann und wann einmal wieder an.

Fazit: Ja, es funktioniert. Sogar noch im Jahr 2011, und nicht nur in sibirischen Dörfern.


Samstag, 16. April 2011

Hochzeit alternativ: The Spring Explosion

Elena Goreeva und Vanya Morrison von der Izhevsker Rockband "Electric Snow" gaben sich am 12. April in aller Stille im Standesamt das Ja-Wort. Umso lauter wurde es diesen Samstag im Rock-Club "Подвал" ("Keller") im DK Reduktor, als sie ihre Vermählung mit ihren Fans und befreundeten Bands feierten: Sie gaben ein Konzert anstelle einer Hochzeitsfeier. Beliebte Größen der Izhevsker Metal-Szene ließen es sich nicht nehmen, zu Ehren der beiden aufzutreten, aber auch das neue Blues-Projekt von (u.a.) Mitgliedern der Gruppe Electric Snow feierte an diesem Abend seine Premiere.

"The Spring Explosion" - so der lyrische Name des Konzertabends - wurde ein voller Erfolg. Schaut einfach selbst mal rein:

Electric Snow - The Skies Can't Keep Their Secret

Nach dem furiosen Auftritt von Electric Snow kamen ihre Freunde mit Blumen auf die Bühne um Vanya und Lena eine glückliche und erfolgreiche Zukunft zu wünschen. Unter lauten Rufen von "küssen! küssen!" aus dem Publikum und tosendem Jubel wurde das Brautpaar verabschiedet und in ihre wohl verdienten Flitterwochen geschickt.


Das im letzten Dezember Album erschienene erste Album von Electric Snow "Forgetfulness" kann kostenlos heruntergeladen werden.

Dienstag, 12. April 2011

Reise-Checkliste und Hinweise für die Reise in russischen Zügen

Diesen Morgen kam ich zurück von meinem kleinen Urlaub in Novosibirsk. 2260 Kilometer und insgesamt vier Nächte im Zug reisen nur um eine Freundin für ein paar Tage zu besuchen - das kann man sich in Europa kaum vorstellen. Ist aber wunderbar, um seine Gedanken zu ordnen. Jedenfalls:

Diese Reise brachten mich auf den Gedanken, eine Reise-Checkliste für russische Züge zu erstellen:

  • Papiere: Zugtickets, Reisepass, originales Registrierungsdokument
  • Zwei Uhren: Eine steht immer auf Moskau-Zeit (nach der sich die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge richten) und die andere kann man auf Ortszeit stellen, wenn man sich länger an einem Ort aufhält (für Museums- und Ladenöffnungszeiten etc.)
  • Hygieneartikel:
    • Toilettenpapier (weil man sich nicht darauf verlassen kann, dass welches vorhanden ist),
    • Frischetücher (weil man sich nicht zu jeder Zeit die Hände waschen kann, denn die Toiletten sind in den meisten Züge in der Nähe von und in Städten abgeschlossen),  
    • neben Zahnbürste und Zahncreme auch einen Becher (weil die Wasserhähne in den Zügen zum Extrem-Wassersparen konstruiert sind)
  • Proviant: Man kann sich darauf verlassen, dass heißes Trinkwasser vorhanden ist, deshalb ist es eine gute Idee, Teebeutel und 5-Minuten-Terinen mitzunehmen; Teegläser können kostenlos beim Zugbegleiter ausgeliehen werden
  •  Hausschuhe und bequeme Kleidung
  •  Ohrstöpsel gegen die Schnarcher, die natürlich <u>immer</u> direkt über, unter oder neben einem schlafen

Und noch einige Hinweise an euch alle da draußen, die zum ersten Mal einen russischen Zug betreten werden: Beim Einsteigen den Reisepass und das Zugticket vorzeigen und beides am Sitzplatz bereithalten, bis der Zugbegleiter den Durchschlag des Tickets abgetrennt hat.
  •  Es ist üblich, das Handtuch und die Bett- und Kissenbezüge, die einem am Beginn der Reise ausgeliehen wurden, eine Stunde vor dem Aussteigen beim Zugbegleiter abgeben. Wenn es nicht die Entstation des Zuges ist, wird man nach seiner Platznummer gefragt.
  • Die Toiletten werden normalerweise eine Stunde vor und nach einer großen Stadt abgeschlossen. Bei Reisen durch Moskau können das locker 3 Stunden sein, also nicht zu viel Tee trinken ;) (Anmerkung: In der Transsib werden sie Toiletten nicht abgeschlossen, aber sie sind öfters außers verstopft und Betrieb)
  • Die Wasserhähne sind nicht kaputt, nur weil sie sich nicht aufdrehen lassen; man muss den Stopfen am unteren Ende des Hahns hineindrücken und gedrückt halten.
  • Die Toilettenspülung ist oft in Form eines Pedals unterhalb der Toilettenschüssel zu finden.
  • Es gibt mindestens eine Steckdose im Zug, aber die Stromzufuhr wird oft unterbrochen, sodass man sich den Akku schrottet, wenn man sein Handy im Zug auflädt (wenn es keinen Li-Ion-Akku hat). Die Spannung ist auch nicht immer 120 Volt.
  • Wenn man sein Handy lädt, sollte man immer in der Nähe bleiben, denn Handys werden im Zug gern geklaut. Seine Schuhe kann man beruhigt unbeaufsichtigt lassen - die Zeiten sind vorbei, dass Schuhe gestohlen werden ;)
  • Wenn man mitten in der Nacht aussteigen will, muss man sich keinen Wecker stellen, man kann sich vom Zugbegleiter wecken lassen. Man sollte aber wissen, wie man das auf Russisch ausdrücken kann: (Paschalsta rasputje menja v [Uhrzeit wie 6 Uhr, = schest] utra)

Montag, 4. April 2011

Russisch kochen Teil 2: Russischer Schichtsalat; eine Variante mit Huhn


Die Russen lieben ihre Salate. Zu besonderen Anlässen wird gern eine besonders schicke Salatart zubereitet: Schichtsalat. 

Wie bei jedem anderen Salat sind die Zutaten mehr oder weniger frei wählbar, aber beim Schichtsalat ist der Trick, die Zutaten nicht zu vermischen, sondern in dünnen Schichten übereinander aufzutragen und jede Schicht mit Mayonnaise abzuschließen.

Zutaten:
1 große Möhre
50 g Käse
1 Zwiebel
1/2 fertiges Grillhähnchen
2 Eier
2-3 Kartoffeln
50-70 g Mayonnaise
zur Dekoration Zwiebellauch oder Petersilie
Salz und Pfeffer

1. Man koche die Kartoffeln sehr weich und die Eier hart.
2. Man hacke die Zwiebel klein und brate sie mit etwas Butter und der Haut des Grillhähnchens zusammen hellbraun.
3. Man nehme sich für jede Zutat einen separaten Teller und raspele die Möhre und den Käse, schäle die Eier und schneide sie in kleine Stücke, zerkleinere das Hühnerfleisch und zerdrücke die Kartoffeln grob (aber mach keinen Kartoffelbrei daraus..).
4. Man nehme eine Schüssel oder einen tiefen Teller zur Hand. Für den Anfänger ist eine Schüssel einfacher, denn bei der Teller-Variante muss man versuchen, einen gleichmäßig abgerundeten Berg zu formen.
5. In das Gefäß deiner Wahl kannst du nun beginnen, die Zutaten jeweils nacheinander schichtweise aufzutragen und jede Schicht mit Mayonnaise abzuschließen.
5-1. Ich empfehle, mit den Kartoffeln zu beginnen. Nimm gerade so viel von den zerdrückten Kartoffeln, dass sie den Schüsselboden etwa einen Zentimeter dick bedecken und streiche die Schicht mit einem großen Löffel glatt.
5-2. Gib 2-3 Kleckse Mayonnaise darüber und streiche sie glatt bis sie die ganze Kartoffelschicht grob bedeckt. Lieber ein bisschen weniger Mayonnaise verwenden als zu viel.
5-3. Je nach Gefühl kann man nun und in jeder zweiten oder dritten Schicht ein wenig mit Pfeffer und Salz nachwürzen.
5-4. Man verteile die restlichen Zutaten nacheinander in dünnen Schichten in der Schüssel und schließe jede einzelne Schicht mit Mayonnaise ab.
Hinweis: Wenn von einigen Zutaten recht viel vorhanden ist, sollten sie auf mehrere Schichten verteilt werden. Die Reihenfolge spielt keine Rolle, Hauptsache bunt durcheinander, sodass am Ende jeder Bissen anders schmeckt.
Ich habe zum Beispiel folgende Reihenfolge gewählt: Kartoffeln - Möhren - Huhn - Zwiebeln - Kartoffeln - Huhn - Möhre - Ei - Käse.
Hinweis: Ei und Käse bilden traditionell die oberen beiden Schichten.
5. Auch die letzte Schicht wird mit einer dünnen Schicht Mayonnaise abgedeckt und kann nun dekoriert werden.
Mein Deko-Vorschlag besteht daran, die knusprig gebratene Hühnchenhaut in kleine Stückchen zu reißen und auf der Oberfläche des Salats zu verteilen, ein paar Mayonnaisekleckse dazwischen zu machen und etwas frische Petersilie oder Zwiebellauch darauf zu verteilen.
6. Serviert wird dieses Kunstwerk wie eine Torte: Erst am Esstisch werden die Stücke herausgeschnitten und am besten mit einer Tortenschaufel oder einem breiten Messer aus der Schüssel gehoben.








Samstag, 2. April 2011

Meine Lieblingsorte

Ich habe nun wieder begonnen, bei der Reise-Community Minube kleine Beschreibungen interessanter Reiseziele zu veröffentlichen. Schau einfach mal rein :)

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Russisch kochen Teil 1: Ucha (Fischsuppe)

Die russische Küche ist einfach - so einfach, dass selbst ein Kochanfänger wie ich sich an ihre Rezepte wagen kann. Wer Lust hast, kann gern versuchen, sie nach meinen Beschreibungen nach zu kochen und je nach Geschmack zu modifizieren, denn auch in Russland gibt es für jedes Gericht dutzende Varianten, sodass immer ein russisches Gericht am Ende herauskommt, selbst wenn man es nicht genau nach Rezept kocht. ;)
Meine Variante geht so:

Zutaten:
3-4 Kartoffeln,
1 große Möhre
1 kleine Zwiebel
200 g Lachsfilet
1 Ei
Gewürze (Salz, Pfeffer, Petersilie, 2-3 Lorbeerblätter, Suppenzusatz)

1. Man schäle die Kartoffeln und schneide sie in Pommesform. Man schneide die Möhre in Streifen (am besten in Streichholzform; grob raspeln geht schneller, aber den Luxus eines Reibeeisens habe ich hier nicht). Man schäle eine Zwiebel. Gib diese Zutaten zusammen mit ordentlich Salz und Gewürzen nach Geschmack in einen zu 3/4 mit Wasser gefüllten Topf (tja, einen Messkrug habe ich hier auch nicht...) und lass es aufkochen.
2. Sobald das Wasser kocht, füge das Lachfilet ohne Haut hinzu. Es muss nicht geschnitten werden, weil es beim Kochen von allein zerfällt.
3. Lass das Ganze 10 Minuten lang kochen, dann schlage das Ei hinein und verquirle es gut, sodass Eierflocken entstehen. An dieser Stelle kann der Herd abgeschaltet werden.
4. Die Suppe sollte auf der noch warmen Herdplatte noch einige Minuten lang durchziehen, dann entferne man die Zwiebel und die Lorbeerblätter - und voilà, die Suppe ist fertig zum Servieren.

Das Rezept reicht für etwa 4 Personen.



Willkommen auf meinem neuen Blog!

Mein eigentlicher Reise-Blog ruby042.blog.de ist mit über 600 Seiten etwas unübersichtlich geworden, und ich schaffe es zeitlich einfach nicht mehr, ausführlich über mein Leben in Russland zu berichten, deshalb habe ich nun diesen Blog ins Leben gerufen, der euch auf dem neusten Stand halten soll.
Trotzdem könnt ihr ab und zu auch in meinen alten Blog schauen, denn ich mache immer noch jeden Tag Notizen, die ich in freien Minuten ausformuliere und von Zeit zu Zeit gesammelt online stelle.