Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Freitag, 10. Juni 2011

Russisch kochen, Teil 3: Der Sommer kommt - Zeit für Okroschka und Kwas


Okroschka ist eine kalte Suppe, die typischerweise im Sommer zubereitet wird.
 
Die am weitesten verbreitete Okroschka-Variante wird mit Kwas zubereitet – das ist ein aus vergorenen Brotkrümeln zubereitetes, (fast) alkoholfreies Getränk, das allerdings gewöhnungsbedürftig ist. Wer also noch nie vorher Kwas getrunken hat, sollte Okroschka lieber stattdessen mit saurer Sahne zubereiten. Kwas bekommt man in Flaschen abgefüllt in jedem russischen Lebensmittelladen, die es in jeder größeren Stadt gibt (einfach mal nach "russische Lebensmittel" googeln!), aber man kann es mit etwas Zeit auch selbst herstellen (siehe weiter unten). Saure Sahne nennt sich in Russland Smetána und hat einen wesentlich höheren Fettgehalt als in Deutschland; man bekommt Smetana ebenfalls in vielen russischen Lebensmittelläden.

Zutaten für Okroschka (ca. 4 Portionen):
1 Bund Radieschen
5-6 Kartoffeln
3 Eier
200 g Geflügelwurst oder Jagdwurst
1/2 Gurke
0,5l Kwas oder saure Sahne

 Man koche die Kartoffeln wie Pellkartoffeln mit Schale, und die Eier hart. Nach dem Abkühlen schneide man die Kartoffeln und Eier in kleine Stücke, etwa einen bis einen halben Zentimeter groß, die Kartoffeln können gern etwas grober geschnitten sein. Man schneide die Jagdwurst, die Gurke und die Radieschen in Würfelchen und mische alle Zutaten wie einen Salat zusammen. Fertig! Der Kwas wird erst beim Servieren über den gefüllten Teller gegossen. Alternativ kann mit Wasser verdünnte saure Sahne verwendet werden, die man mit Küchenkräutern nach Belieben verfeinern kann. Es existieren sogar Varianten mit Kefir – es gibt wie immer in der russischen Küche Spielraum zum Experimentieren und Improvisieren.


Zubereitung von Kwas:
In einigen russischen Lebensmittelläden gibt es fertiges Kwas-Pulver zu kaufen, aber man kann es durchaus aus getrocknetem Schwarzbrot selbst herstellen. Eine befreundete Russin gab mir folgendes Rezept (ergibt 3 Liter Kwas):
In einen Liter kochenden Wassers drei Teelöffel Kwas-Pulver, drei Teelöffel Zucker, 25 Gramm zerkrümelte Hefe und ein paar Rosinen geben, kurz aufkochen lassen. Dann wird das Gemisch in einen Glasbehälter umgefüllt (der mindestens drei Liter fassen muss) und 12 Stunden lang in der Sonne stehen gelassen. Anschließend fügt man je zwei weitere Teelöffel Pulver und Zucker hinzu und noch zwei Liter kochendes Wasser.
Das Gefäß muss dann ohne Deckel weiterhin in der Wärme stehen, und wenn alles nach Plan läuft, werden bald kleine Bläschen aufsteigen, das heißt, die Gärung setzt sein. Das Getränk ist erst fertig, wenn keine Bläschen mehr nach oben steigen. Das geschieht in der Regel nach zwei Tagen. 

Freitag, 3. Juni 2011

Munitionslager nahe Izhevsk (Ischewsk) explodiert

In der Nacht vom 2. zum 3. Juni explodierte ein Munitionslager des russischen Verteidigungsministeriums nahe dem udmurtischen Dorf Pugatschowo (Pugatschewo, Pugachevo). Die Flammen waren noch im 30 Kilometer entfernten Izhevsk deutlich am Nachthimmel zu erkennen.  
Bisher wurden offiziell drei Verletzte gemeldet. Pugatschewo und die umliegenden Dörfer wurden evakuiert, die Gegend abgesperrt.  

RIA Novosti berichtete, dass insgesamt 13.000 Menschen ihre Dörfer verlassen mussten. Nach Augenzeugenberichten machten sich viele zu Fuß auf den Weg in die nächstgelegenen Städte. Aber auch im 4 Kilometer entfernten Agryz flohen Menschen vor der Aschewolke. 
Laut RIA Novosti stehen vermutlich 18 Lagerhallen in Flammen. Die Menge der gelagerten Munition soll sich auf ein Volumen von 5.000 bis 10.000 Eisenbahnwagons belaufen. Die Regierung kündigte an, zwei Iljuschin Il-76-Löschflugzeuge zu schicken um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. 
In der Komsomolskaya Pravda war zu lesen, dass sich nur wenige Kilometer entfernt eine Pipeline der Ölgesellschaften Transneft / Bashneft befinde, die 20.000 Tonnen Öl pro Tag befördert. Die Feuerwehr habe die Situation jedoch unter Kontrolle, hieß es jedoch im Artikel. 


Update:
Mittlerweile wird von zwei Toten durch Herzinfarkt und 52 Verwundeten durch explodierte Granaten gesprochen. Der Armee-General Dmitry Bulgakov bestätigte, dass sich auch Raketen in dem Waffenlager bei Pugatschewo befänden, sie seien jedoch in Bunkern gelagert und gut vor den Bränden geschützt. Die Komsomolskaya Pravda berichtete, dass die Explosionen mittlerweile in größeren Abständen geschähen, und Experten schätzten, dass die Lagerhallen innerhalb eines Tages ausgebrannt sein werden. Es wird jedoch weiterhin spekuliert, dass sich noch gefährlichere, alte Raketen in den Lagern befänden. Seit 14:23 Uhr seien jedoch drei Löschflugzeuge im Einsatz. Der Ölfluss in den Pipelines wurde gestoppt.
Die Lage in Izhevsk ist weiterhin ruhig.


Letzter Nachtrag (4.7.):
Offenbar wurde mindestens ein Soldat beim Löschversuch getötet, ohne dass die Öffentlichkeit informiert wurde. Dies wurde von Bekannten eines mutmaßlichen Opfers berichtet.
Als Ursache des Feuers gilt Fahrlässigkeit, allerdings kursieren die in Russland üblichen Theorien, dass ein groß angelegter Diebstahl von Militärgütern durch die Leitung des Depots vertuscht worden sei. Der wahre Kern scheint zu sein, dass es tatsächlich immer wieder zu Diebstählen durch Privatpersonen und Soldaten in den schlecht gesicherten Depots kommt. 
Häuser gibt es in dem Dorf Pugatschowa keine mehr, die Soldaten verbleiben dort in Zelten. Die Wucht der Explosionen hatte sogar noch in den nahe liegenden Ortschaften die Fenster gesprengt.